Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten

Ada und Alex Waits und Shiber

Interview am 29. April 2022 in Maisenbach, Deutschland

Ada Waits und Alex Shiber erzählen von ihren Eltern, die den Holocaust überlebt haben.

Kurzbiografie

Ada Waits und Alex Shiber wuchsen als Kinder von Ella und Emanuel Shiber auf. Sie erzählen von ihren Familienangehörigen, die den Krieg erlebt haben. Im Buch "Erinnerungen aus dunkler Vergangenheit" sind die Bilder und die Geschichte der Familie Shiber festgehalten.

Inhaltsübersicht

00:00 - 00:50

 

Alex stellt sich und seine Schwester Ada vor, die beide Kinder von Immanuel Shiber und Ella Shiber (geb. Liebermann) sind. Alex ist der Jüngste der vier Kinder von Ella und Immanuel, Ada die Älteste. Alex verbrachte die meiste Zeit mit seiner Mutter und Großmutter, da die älteren Geschwister schon ausgezogen waren.

00:50 - 03:40

 

Immanuel Shiber wurde in Lwiw (Lemberg) im damaligen Polen und der heutigen Ukraine geboren, weshalb seine Muttersprache Polnisch ist. Er stammte aus einer sehr zionistischen Familie und wurde daher von den Sowjets verfolgt. Kurz vor Kriegsbeginn startete er einen Versuch, nach Israel auszuwandern, doch wurde an der Grenze abgefangen und zurückgebracht. Kurz nach seiner Ankunft wurde die erste Bombe über Lwiw abgeworfen, weshalb er seine Familie nie wieder sah und nachdem die Deutschen in Polen 1941 einmarschierten floh er in die Sowjetunion und wurde Soldat in der deutsch-polnischen Armee. Einer seiner Brüder wurde von Ukrainern gefunden und für den Besitz einer zionistischen Flagge mit weiteren Kritikern des Regiments eingemauert und somit getötet.

03:40 - 4:50

 

Immanuel hatte zwei Brüder und eine Schwester. Einer der Brüder wurde von den Ukrainern ermordet, die Schwester wanderte schon 1936 nach Israel aus und gründete dort eine Familie, und sein zweiter Bruder immigrierte ebenfalls nach Israel und ging später nach Amerika. Der Beitritt in die Sowjetische Armee rettete Immanuel das Leben. Er kämpfte in der Armee und war in einem Flugzeugbunker stationiert. Gegen Kriegsende war er im Kriegsgericht tätig.

4:50 - 07:10

 

Nach dem Krieg trafen sich Immanuel und Ella, doch Ella hatte erst Angst, da Immanuel ein Offizier war und sie gerade aus Auschwitz kam. Er bewies seine Vertrauenswürdigkeit durch eine zionistische Parole, die seine jüdische Abstammung zeigte. Immanuel verließ darauf die Armee und das Paar reiste nach Deutschland und anschließend nach Frankreich. Sie mussten fast ein Jahr warten, bis ihnen die Ausreise nach Israel erlaubt wurde und zwei Wochen nach der Ankunft in 1948 wurde ihr erstes gemeinsames Kind Ada geboren. Immanuel trat der israelischen Polizei bei und Ella blieb zu Hause. .

07:10 - 08:45

 

Nach Kriegsende kehrte Immanuel nach Lwiw zurück, doch ihm wurde der Zutritt in sein Elternhaus verwährt. Er fand heraus, dass seine gesamte Familie von den Ukrainern getötet wurde

08:45 - 11:04

 

Ella und ihre Mutter waren ihn Auschwitz und Ella rettete beiden das Leben indem sie deutsche Soldaten zeichnete. Ellas Mutter wohnte bis zu ihrem Lebensende mit der Familie zusammen. Sie wurde als »die Hauptperson« betitelt, kümmere sich um die Kinder und brachte Alex unter anderem Jiddisch bei. Sie verstarb, als Alex 18 Jahre alt war im Alter von 76. Ella verstarb friedlich mit 73 Jahren im Krankenhaus in den Armen von Alex. Immanuel erholte sich aber nicht mehr vom Schock über den Tod seiner Frau.

11:04 - 12:40

 

Rosalina Liebermann – Ellas Mutter – wurde in Berlin/Bendin (?) geboren und traf dort auch ihren zukünftigen Mann. Er war eigentlich Russe, hatte aber Familie in Berlin und heiratete sie trotz eines Altersunterschiedes von 15 Jahren. In Berlin bekamen sie ihre erste Tochter Berta und später auch zwei ihrer weiteren Kinder. Ihre Enkel sind alle nach Verwandten benannt, um die jüdischen Namen zu ehren. Alex setzte diese fort und so sind auch seine Kinder und Enkel nach Verwandten benannt.

12:40 - 19:40

 

Immanuel war Polizist in Israel, hatte vier Kinder und fing später an, in Tel Aviv Jura zu studieren. Er gründete eine Kanzlei, in der heute Alex und seine Kinder arbeiten. Ada und Alex reisten später mit ihrem Vater nach Lwiw und sahen seine Heimatstadt. Immanuel starb 2011. Ellas Mutter erzählte wenig von der Zeit in Auschwitz, wo ihr Mann und Sohn in den Gaskammern getötet wurden, doch die jiddischen Lieder, die sie sang, wurden inzwischen schon an ihre Urenkel weitergegeben.