Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten

Ben Lesser

Vortrag am 25. Januar 2018 in Nagold, Deutschland

Ben Lesser war elf Jahre alt, als die Deutschen in Krakau einmarschierten und er entsetzliche Gräueltaten der deutschen Soldaten mit ansehen musste. Die Familie entging zunächst dem Ghetto durch einen Umzug aufs Land. Doch die Ruhe währte nicht lange. Schon bald landete die Familie im berüchtigten Ghetto Bochnia, wo sich erneut unglaubliche Gräueltaten abspielten. Einem Teil der Familie gelang die Flucht nach Ungarn, doch die Eltern wurden verraten. Aber auch in Ungarn war Ben Lesser nicht lange sicher, und er kam mit den übriggebliebenen Familienmitgliedern nach Auschwitz. Mit Geschick und Klugheit schaffte er es, sich und die Angehörigen vor den Gaskammern zu retten. Doch trotz aller Anstrengung waren am Kriegsende nur noch er und seine Schwester Lola am Leben. Nach seiner Emigration in die USA widmete Ben Lesser – stellvertretend für viele andere – sein Leben der Erinnerung.

Ben Lesser hat einen weiteren Vortrag in Bad Liebenzell gehalten, davon gibt es eine weitere Aufnahme.

Kurzbiografie

»Vom Nazi-Albtraum zum amerikanischen Traum« – so lautet der Untertitel des Buches, das Ben Lesser über sein Leben geschrieben hat. Das Buch heißt: »Living a Life That Matters« – »Ein bedeutsames Leben leben«. Ben Lesser hat die Schrecken des Holocaust überlebt und widmet sein Leben seit mehreren Jahrzehnten der Erinnerung daran für zukünftige Generationen. Er hält Vorträge an Universitäten und Schulen.

Ben Lesser, der 1928 in Krakau (im heutigen Polen) geboren wurde, war in Auschwitz. Mit elf Jahren wird er mit seiner Familie gezwungen, in ein Ghetto zu ziehen. Schon dort erlebt er schreckliche Gräueltaten der Nationalsozialisten. Zunächst gelingt ihm und zwei Geschwistern mit Hilfe der Eltern die Flucht nach Ungarn. Seine Eltern werden verraten und umgebracht. Doch auch die Kinder sind nur vorübergehend in Sicherheit: Im Mai 1944 wird Ben Lesser mit seinen Geschwistern und weiteren Familienmitgliedern nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Sein Cousin Isaac und er werden von den anderen getrennt, die in den Gaskammern sterben sollen. Als die Sowjets dann vorrücken, wird Auschwitz evakuiert und die Häftlinge treten einen »Todesmarsch« in Richtung Buchenwald an. Nach zwei Wochen kommen Ben und Isaac dort an, doch nach nur einer Nacht geht es schon weiter: In einem Zug werden sie einen Monat lang ziellos durch Deutschland gefahren. Schließlich erreichen sie das KZ Dachau, nur drei Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen. Für Isaac kommt diese Rettung zu spät, er stirbt wenig später an den Folgen der Unterernährung. Ben Lesser trifft im Krankenhaus auf seine Schwester Lola, die außer ihm als einzige der Familie überlebt hat.

Nach dem Krieg emigriert Ben Lesser in die USA, wo er mit seiner Frau Jean und als Vater zweier Töchter in Las Vegas lebt.